Wir sind die Kinder zweier Welten, der absoluten Welt unseres Seins und der gegenständlichen Welt unserer Erfahrungen. Es ist sicher falsch, sich ausschließlich auf die absolute Welt zu beziehen. Wer es tut, sieht sich heftiger Kritik ausgesetzt. Die relative Welt wehrt sich, wenn man ihre Bedeutung schmälert. Und ganz unrichtig ist das nicht. Ich schaue mir im Kino auch lieber einen Liebesfilm an als einen Horrorstreifen. Und wenn ich wählen könnte, dann säße ich wohl kaum im Gruselfilm. Es ist daher nicht egal, was wir im Leben erfahren. Und dennoch bin ich nicht ein Schauspieler im Kinofilm, sondern dessen Betrachter. Und dieser Betrachter ist frei von all den gezeigten Inhalten, seien sie nun mörderischer Art oder von triefender Romantik.
Und letztlich liegt unser Problem nicht darin, dass wir die Bedeutung der relativen Welt durch die absolute Welt schmälern, sondern dass die absolute Welt von fast allen Menschen vollständig ignoriert wird. Unser Unglück beruht nicht auf einer Geringschätzung des Gegenständlichen, sondern auf dessen Überbewertung, auf der Illusion, dass Lebensglück im Materiellen und Objekthaften gefunden werden kann.
Wir sind Kinder zweier Welten. Aber sind deshalb beide Welten gleichwertig? Nein, beide Welten besitzen nicht denselben Grad an Realität. Ein geträumter Apfel hat nicht denselben Geschmack wie der reale Apfel in der Hand. Ein Gedanke erscheint im Bewusstsein und nicht umgekehrt. Die gegenständliche Welt existiert nur durch das wahrnehmende Bewusstsein. Ohne Bewusstsein hat die gegenständliche Welt keine Bedeutung. Der Umkehrschluss gilt dagegen nicht.
Wir sind die Kinder zweier Welten, aber nur eine dieser Welten ist tatsächlich real, die absolute Welt des Seins. Die scheinbare Dualität zwischen beiden Welten gibt es nicht wirklich. Und so können wir auch sagen: wir sind im Grunde nur die Kinder der einen Welt des bewussten Seins ohne dadurch irgendetwas zu entwürdigen.
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